Forba: Arbeitsmarktpolitik und Krise

Arbeitsmarktpolitik und Krise. Entstehung und Nutzung eines sozialpolitischen Apparates in der Zwischenkriegszeit

Termin: Donnerstag, 17. Juni 2010, 16:30 Uhr
Adresse: FORBA, Aspernbrueckengasse 4/5, 1020 Wien (Naehe Urania)
Anmeldungen bitte unter: office@forba.at (begrenzte TeilnehmerInnenzahl)

Programm:

  • Die „Erfindung“ von Arbeitslosigkeit – Einleitende Bemerkungen
    Sigrid Wadauer (Leiterin des ERC-StG-Projekts „The Production of Work. Welfare, Labour-market and the Disputed Boundaries of Labour (1880-1938)“, Institut fuer Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universitaet Wien
  • Entwicklungen aktiver Arbeitsmarktpolitik in Wien und Oesterreich in der Zwischenkriegszeit
    Roland Atzmueller (FORBA – Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt)
  • Arbeitsvermittlung als Krisenintervention? Zur Nutzung oeffentlicher Arbeitsaemter im Oesterreich der Zwischenkriegszeit
    Irina Vana (Institut fuer Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universitaet Wien)


Abstracts:
Roland Atzmueller (FORBA)
Entwicklungen aktiver Arbeitsmarktpolitik in Wien und Oesterreich in der Zwischenkriegszeit
Die Einfuehrung der gesetzlichen Arbeitslosenversicherung nach dem 1. Weltkrieg stellt eine der wichtigsten sozialpolitischen Entwicklungen in der Zwischenkriegszeit dar. Der Ausbau eines staatlichen Systems der Arbeitsmarktpolitik erforderte den Aufbau einer umfangreichen Infrastruktur und eine Rationalisierung und Modernisierung der traditionellen Praktiken der Arbeitsvermittlung. Neben der Organisation der Transferleistungen an Arbeitslose entstand sehr bald ein umfangreiches Set von Massnahmen und Strategien aktiver Arbeitsmarktpolitik. In den konflikthaften Entwicklungen der Krise der Zwischenkriegszeit wurde aus der Intention eine rationale Organisation des Arbeitsmarktes durchgesetzen, schliesslich eine Strategie der Remoralisierung der Arbeitslosigkeit, die den Uebergang in den Austrofaschismus vorbereiten half.

Irina Vana (Institut fuer Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universitaet Wien)
Arbeitsvermittlung als Krisenintervention? Zur Nutzung oeffentlicher Arbeitsaemter im Oesterreich der Zwischenkriegszeit
Die sozial- und arbeitsmarktpolitischen Ziele oeffentlicher Arbeitsvermittlung im Oesterreich der Zwischenkriegszeit wurden in der Literatur eingehend behandelt: Sie sollten eine Kontrolle und Organisation des Arbeitsmarkts ermoeglichen, die wirtschaftliche Not Erwerbsloser lindern und damit einen Beitrag zur Stabilisierung der politischen Situation leisten.
Bisher wissen wir jedoch wenig darueber, wie oeffentliche Arbeitsaemter genuetzt wurden und von wem: Welche Moeglichkeiten gab es, Arbeit zu suchen und welche Rolle spielten dabei Arbeitsaemter? Wie wurden diese von Arbeitssuchenden wahrgenommen? Wie wurde Arbeitslosigkeit von jenen, die sich bei Arbeitsaemtern registrierten, gelebt und definiert?
Auf der Grundlage autobiographischer Texte wurde ein Variationsspektrum unterschiedlicher Praktiken der Arbeitssuche rekonstruiert. Der systematische Vergleich der Erzaehlungen macht deutlich, dass Konzepte wie Arbeitslosigkeit und Arbeitmangel erst im Kontext der staatlichen Arbeitsmarktpolitik ihre jeweiligen Bedeutungen erhalten.

Vortragende:
Roland Atzmueller, Politikwissenschafter und seit 2002 Mitarbeiter von FORBA. Er beschaeftigt sich u. a. mit Arbeitsmarktpolitik, Sozialpolitik und Berufsbildung. In seinem Vortrag praesentiert er Ergebnisse, die im Rahmen des EU-Projektes CAPRIGHT (Resources, rights and capabilities. In search for the social foundations of Europe) erarbeitet wurden.
Irina Vana, Mitarbeiterin im ERC-StG-Projekt „The Production of Work. Welfare, Labour-market and the Disputed Boundaries of Labour, 1880-1938“ (Dr.in Sigrid Wadauer) und Dissertation zur „Etablierung der oeffentlichen Arbeitsvermittlung in Oesterreich, 1918-1938“ am Institut fuer Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universitaet Wien.

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Über Werner Drizhal

Den Lehrberuf "Elektromechaniker für Starkstrom" in der AMAG-Ranshofen erlernt. Als Jugendvertrauensratsvorsitzenden zum ÖGB-Oberösterreich als Jugendsekretär gewechselt. Nach Absolvierung der Sozialakademie als ÖGB-Bezirkssekretär für Linz-Land gearbeitet. 1996 bis 1999 Mitglied eines OE-Teams der ÖGB-Zentrale, wo ich mich mit Organisationsentwicklung der ÖGB-Bezirkssekretariate und Mitwirkungsfragen von FunktionärInnen in der Gremienarbeit beschäftigte. 1999 in die ÖGB-Zentrale als Personalentwickler gewechselt. Hauptverantwortlich für die Einführung von MitarbeiterInnengesprächen im ÖGB. Umsetzung von professionellen Personalinstrumenten in der ÖGB-Zentrale. Ausbildung in systemischen Coaching und Erlebnispädagogik absolviert. 2007 Wechsel in die Bildungsabteilung der GPA-djp. Zur Zeit Leiter des Geschäftsbereichs Bildung - Gewerkschafts- und Personalentwicklung in der GPA-djp.

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