Jüdische Geschichte(n) (Doku)

juedisches-wien-8-11-2016-020Am 8. November fand im Rahmen des GPA-djp Bildungsprogramms ein Stadtspaziergang unter dem Titel „Jüdische Geschichte(n)“ statt.

30 geschichtlich interessierte GewerkschafterInnen begaben sich mit dem Historiker und Autor des Buches „Worüber wir nicht geredet haben. Arisierung, Verdrängung, Widerstand“ Dr. Klaus Pumberger auf eine Reise durch die jüdische Geschichte Österreichs und begegneten dabei den Schicksalen zweier Familien, stellvertretend für so viele Familien in der Zeit des Nationalsozialismus´.

Pumberger zeigte durch die Lesung einiger Passagen aus seinem Werk, wie individuelle Familienerfahrungen mit „großer“ Geschichte verwoben werden. Im Rahmen eines Spazierganges zu Schlüsselorten seines Buches bot er den TeilnehmerInnen einen Blick in ein dunkles Kapitel Österreichischer Zeitgeschichte. Er machte damit auch die Auswirkung von Geschichte und ihrer Wahrnehmung bis in die Gegenwart sichtbar. Der Autor tauchte mit der Gruppe in unterschiedliche, oft gegensätzliche Welten und extreme politische Umstände, ein.

Nach einem koscheren Mittagessen im jüdischen Viertel des 1. Bezirks wurde der Wiener Stadttempel, die Hauptsynagoge, besichtigt. Die TeilnehmerInnen bekamen im Rahmen dieser Führung einen nicht alltäglichen Einblick in das Leben und die Traditionen der jüdischen Gemeinde Wiens.

Der Start sowie der Abschluss dieses Tages fanden im ESRA, dem Psychosozialen Zentrum der jüdischen Gemeinde, statt. Geschäftsführer Peter Schwarz stellte die nach wie vor notwendige Arbeit seines Zentrums vor. ESRA bietet Menschen, die durch Verfolgung, Folter, Migration, Misshandlung, Katastrophen oder andere schwerwiegende Ereignisse traumatisiert wurden, umfassende professionelle Hilfe an. Einen Schwerpunkt stellt die Arbeit mit Überlebenden der NS-Verfolgung und deren Nachkommen dar, unabhängig von Religion, Ethnie, politischer Überzeugung oder sexueller Orientierung sowie mit deren Nachkommen und Angehörigen. Darüber hinaus ist ESRA Anlaufstelle für in Wien lebende Jüdinnen und Juden in allen psychosozialen Fragen.

Die Lesung aus dem Buch, der Spaziergang zu den Orten jüdischer Geschichte sowie die Besichtigung der Synagoge boten eine schlüssige Auseinandersetzung mit einem Teil unserer Geschichte.

Gerade in der heutigen Zeit, in der sich große Migrationswellen nach Europa bewegen, in der der Kampf um die Demokratie begonnen hat und wo religiöse Anschauungen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken, half dieser Tag auch Antworten auf gesellschaftspolitische Fragen der heutigen Zeit zu finden. Gerade für GewerkschafterInnen, die oftmals als MeinungsträgerInnen fungieren, eine gute und wichtige Auseinandersetzung!

Weitere Informationen zum Thema:

Profil Artikel: http://www.profil.at/oesterreich/ns-sammellager-gelbard-ausstellung-7671179

Kurier Artikel: https://kurier.at/politik/inland/wien-wenn-das-handy-zeitgeschichte-erzaehlt/229.283.592

Ausstellungstipp: http://www.oeaw.ac.at/oesterreichische-akademie-der-wissenschaften/die-oeaw/article/letzte-orte-vor-der-deportation-2/

Blog des Autors zu seinem Buch: http://klaus.pumberger.org

ESRA – Psychosoziales Zentrum: http://www.esra.at/ueber-esra.html

Filmtipp: „Verkaufte Heimat“ (Südtiroler Zeitgeschichte):

„Verkaufte Heimat“ – Teil I „Brennende Lieb´“: http://tv.orf.at/orf3/stories/2737053/

„Verkaufte Heimat“ – Teil II „Leb wohl du mein Südtirol“: http://tv.orf.at/orf3/stories/2737070/

 

 

 

 

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2 Gedanken zu „Jüdische Geschichte(n) (Doku)

  1. ORF-Homepage
    Als „Empörung“ getarnte Raubzüge

    Zum 78. Mal jähren sich die November-Pogrome von 1938 gegen die jüdische Bevölkerung. Heute oft immer noch mit dem verharmlosenden Wort „Reichskristallnacht“ bezeichnet, waren sie mit Hunderten Toten der Wasserscheidemoment, in dem aus der Diskriminierung von Juden die komplette Entrechtung und tödliche Verfolgung wurde. Entsprechend sorgfältig war die Nacht vom 9. auf den 10. November geplant. – http://orf.at/stories/2365401/2365416/

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