Kollegiale Beratung löst Arbeitsprobleme und fördert Qualifikation
Kim-Oliver Tietze
Während des Strategiecoach-Lehrgangs, der von der Refak veranstaltet wird, lernen die TeilnehmerInnen die Methode der kollegialen Fallberatung kennen.
Zwischen den einzelnen Modulen wird an konkreten Fallbeispielen mittels dieser Methode gearbeitet. Wir teilen die kollegiale Fallberatung in sieben Schritte ein:
- Der/die FallbringerIn schildert seinen/ihren Fall.
- Die Gruppe versucht weitere Informationen durch offene Fragen über den geschilderten Sachverhalt zu bekommen. Es wird der Hintergrund ausgeleuchtet.
- Die gewonnen Informationen und Eindrücke werden von der beratenden Gruppe miteinander ausgewertet. Es werden alle Einfälle und Hypothesen gesammelt.
- Die Gruppe einigt sich auf brauchbare Hypothesen. Der/die FallbringerIn äußert sich dazu. Die eventuell kommende Einwände werden erörtert.
- Auf Basis des gemeinsamen erarbeiteten Problemhintergrunds werden mögliche Handlungsoptionen von der Gruppe überlegt.
- Der/die FallbringerIn äußert sich zu den vorgeschlagenen Lösungen und Handlungsoptionen. Es werden die Machbarkeit bzw. die Realisierbarkeit erörtert.
- Auswertung des Prozesses.
Evelyn Blau, Herbert Wabnegg, Friedl Götz und Werner Drizhal haben an der Grundlage der kollegialen Fallbeartung (PDF) für die Lehrgang gearbeitet.
Weiterführende Informationen
Kim Oliver Tietze hat im Rowohlt Taschenbuchverlag das Buch „Kollegiale Beratung – Problemlösungen gemeinsam entwicklen“ herausgegeben.
In der Buchbeschreibung steht:
Oft geschieht sie informell, die Beratung unter KollegInnen. Um wirksam zu werden, benötigen die BeraterInnen jedoch Know-how, und es braucht eine feste Gruppe und verbindliche Abläufe. Nur dann können sich KollegInnen bei beruflichen Problemen wechselseitig unterstützen.
An Beispielen aus der Praxis werden sechs Phasen der kollegialen Fallberatung und die Methodenbausteine illustriert.
ISBN 3.499-61544-4 (erschienen 2003). Weitere Infos gibt es zusätzlich auf seiner Homepage.
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Buchtipp:
Hans-Werner Franz, Ralf Kopp:
Kollegiale Fallberatung. State of the Art und organisationale Praxis
(Bergisch Gladbach) 2003. 196 Seiten. ISBN 978-3-89797-023-6. 19,00 EUR, CH: 33,10 SFr. Reihe: EHP Praxis.
Mehr Informationen auf socialnet.de
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Die ÖGB-Personalentwicklung hat einen Fahrplan (Design) für eine kollegiale Fallberatung erarbeitet, wo der Ablauf in den sieben Schritten genau beschrieben wird. Bei der beschriebenen Form der kollegialen Fallberatung gibt es drei verschiedene Rollen
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Den/die FallbringerIn
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Die BeraterInnen
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Eine/n ModeratorIn
Im Design werden konkrete Handlungsschritte für die drei Rollen empfohlen. Das Design ist unter diesem Link zu downloaden.
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Das von Kim Oliver Tietze sich selbst zugeschriebene Modell der „Kollegialen Beratung“ gleicht erstaunlich genau der von Michael Balint (1896-1970) begründeten Methode der Balint-Gruppen. Michael Balint war ungarischer Psychoanalytiker, der 1939 aufgrund der politischen Lage nach England emigrierte.
Ursprünglich entstand Balints Methode der Beratung in und durch die Gruppe aus einer Notlage, die sich aber gerade aufgrund des Zusammenspiels von unbewussten individuellen Vorgängen mit denen einer Gruppe als fruchtbar und entwicklungsfördernd erwiesen hat.
In Deutschland ist die Balint-Gruppen-Leitung nur speziell ausgebildeten Balint-Gruppen-Leitern vorbehalten.
Auch Oliver Tietze bietet Ausbildungen in „seiner“ Methode an. Preisangaben gibt es auf seiner Homepage keine, was ich aber sonst von einem seriösen Ausbildungsanbieter erwarte. Über den Link auf seine HP wird er sich freuen.
Zudem hat sich in Österreich die Psychotherapie anders als in Deutschland entwickelt und damit auch die Geschichte der Supervision. Das Feld ist in Österreich breiter und mehreren Berufsgruppen zugänglich. Balint-Gruppen-Arbeit wird hier in die Ausbildungarbeit (nicht nur der Psychoanalyse) eingefügt und man muss bisher nicht eigens dafür Seminare bezahlen. Außerdem ist die Balint-Gruppen-Arbeit ohne Erkenntnis über die Dynamik unbewusster Vorgänge in Gruppen nur beschränkt sinnvoll. Aber letztendlich müssen darüber die Gruppen-TeilnehmerInnen befinden.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Balint
http://www.balintgesellschaft.de/
Kim Oliver Tietze ist natürlich ein wunderbarer Abgesandter der hamburger „die-Partei“. Das und das der „die-Partei“ nahestehnde Medium zur realen Satire, „Titanic“, enthebt den freiberuflichen Unternehmensberater, der berät, was er unternimmt, klarer Weise des Verdachts der Seriosität in Sachen Erfindungen, Neu-Erfindungen und altes Modisches.
http://www.titanic-magazin.de