Einladung zur 2. Tagung des Instituts für die Gesamtanalyse der Wirtschaft an der Johannes Kepler Universität Linz
2.12. – 4.12.2010 , Linz Wissensturm
Donnerstag, 2.12.2010
Wissensturm
19:00h: Eröffnung und Festvortrag
- Eröffnung der Tagung durch Walter Ötsch, Johann Mayr (Stadt Linz) und Josef Moser
(Arbeiterkammer Oberösterreich) - Festvortrag mit Diskussion von Frank Deppe: Was wäre unter den Bedingungen von
Globalisierung und Wirtschaftkrise eine menschliche Gesellschaft?
mit anschließendem Buffet
Freitag, 3.12.2010
Wissensturm
- Fr. Vormittag Plenum 1: Gesellschaft: Grundsätzliche Fragen
9:00 – 10:30h
Karl-Heinz Brodbeck: Kann das Geld abgeschafft werden? Anmerkungen zum Hauptmedium der Vergesellschaftung in der Moderne
Co-statement: Walter Ötsch - 11:00 – 12:30h
Jürgen Nordmann: Gibt es eine neoliberale Gesellschaft? Theoretische Überlegungen zur Analyse eines ambivalenten Phänomens
Co-statement: Claus Thomasberger - Fr. Nachmittag: Session 1: Gesellschaft und Ökonomie
14:00 – 15:30h
Reinhard Pirker: Über die Schwierigkeit ökonomischer Theorie, Gesellschaft (mit-) zudenken - 16:00 – 17:30h
Andrea Grisold: Zwischen Zähmung und Entfaltung. Gesellschaftliche Regulation als zentrales Element ökonomischer Funktionsweisen - Fr. Nachmittag: Session 2: Gesellschaft und Macht
14:00 – 15:30h
Stefanie Wöhl: Gouvernementalität: eine machttheoretische Perspektive auf Politik, Ökonomie und Gesellschaft - 16:00 – 17:30h
Roman Langer: Dynamik der Brutalisierung. Eine Skizze des Zusammenwirkens zentraler Herrschafts- und Anpassungsmechanismen in der Gegenwartsgesellschaft
Samstag, 4.12.2010
Wissensturm
- Sa. Vormittag Session 3: Gesellschaft und Politik I
09:00 – 10:00h
Olaf Jann: Parallelgesellschaften. Eliten und das Elend real existierender Demokratie - 10:00 – 11:00h
Jan Schlemermeyer: Kritik der Politik als Politwissenschaft? Zur Aktualität der Staatstheorie von Johannes Agnoli und den Chancen der neuen Marxlektüre - Sa. Vormittag: Session 4: Gesellschaft und Politik II
09:00 – 10:00h
Horst Müller: Zur Latenz und Analytik der Systemalternative in der Übergangsgesellschaft des 21. Jahrhunderts - 10:00 – 11:00h
Thomas Dürmeier: Macht und Sprache in einer pluralen Mikroökonomie. Beschreibungselemente des heutigen Kapitalismus zwischen Globalisierung und Finalisierung - Sa. Vormittag: Plenum 2: Gesellschaft und Materialismus
11:30 – 13:00h
Frank Deppe: Die aktuelle Gesellschaftsformation aus der Perspektive der materialistischen Gesellschafts- und Staatsanalyse
Co-statement: Jürgen Nordmann - Sa. Nachmittag: Plenum 3: Gesellschaft und Realität
14:00 – 15:30h
Claus Thomasberger: `Sein und Bewusstsein`. Proganda und `objektive Realität`in der neoliberalen Gesellschaft
Co-statement: Katrin Hirte - 15:30 – 16:00h Schlussdiskussion zur Tagung
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Zur Thematik der Tagung
Ziele
• Schritte auf dem Weg zu einer neuen Gesellschaftstheorie Fragestellungen
• Wohin treibt die aktuelle Gesellschaft und wie müsste man sie theoretisch beschreiben?
• Welche Vorstellungen und Bilder brauchen wir, um Gesellschaft und Machtphänomene verstehen zu können?
Hintergründe
Die letzten großen gesellschaftstheoretischen Entwürfe bezogen sich mehr oder weniger auf die verwaltete Welt des Wohlfahrtsstaates. Beispiele sind Niklas Luhmanns ‚Systemtheorie’, Michel Foucaults ‚Disziplinargesellschaft’ und Ulrich Becks ‚Risikogesellschaft’. Seit den 1980er Jahren hat sich die westlichen Gesellschaft durch die Globalisierung, den Zusammenbruch des Ostblocks und eine weltweit neoliberal inspirierte Politik fundamental gewandelt, Machtsysteme haben sich in Richtung indirekter Machtausübung und transnationaler Systeme verschoben. Auch die demokratischen Institutionen haben sich grundlegend verändert, die klassische Politik hat an Bedeutung eingebüßt. Die Sozialwissenschaft erlebte eine Tendenzwende und räumte analog der Präferenz der Mikroökonomie in der Wirtschaftswissenschaft empirischen Einzelstudien Vorrang ein.
Wie reagiert nun die hierdurch ins diskursive Abseits geratene Gesellschaftstheorie auf diese Trends? Gibt es komplexe theoretische Ansätze, die die gewandelten Konstellationen abbilden? Sind Konzepte sichtbar, die analog der Großtheorien der 1970er und 1980er Jahre den Versuch unternehmen, die gegenwärtige Gesellschaft und ihre Entwicklungstendenzen unter eine große These zu fassen und diese These bis in die kleinste Verästelung hinein zu systematisieren?
Welche Rolle spielt die Präferenz des ökonomischen Denkstils für den gesellschaftlichen Wandel und die Theorie der Gesellschaft? Beschreiben postmoderne und gesellschaftskritische Denkansätze die aktuelle Gesellschaft zureichend?
Die Tagung soll diesen grundsätzlichen Fragestellungen nachgehen und die verschiedenen Pfade gegenwärtigen gesellschaftstheoretischen Denkens vorstellen. Es soll bewusst gemacht werden, dass die Sozialwissenschaft neben einer überbordenden Empirie einer abstrahierenden Gesellschaftstheorie dringend bedarf, um Antworten auf drängende Fragen der Zukunft der
Gesellschaft geben zu können.
Wissenschaftliche Organisation: Katrin Hirte, Jürgen Nordmann und Walter Ötsch
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Die Mitwirkenden
Karl-Heinz Brodbeck, Ökonom an der Fachhochschule Würzburg, Autor von: Die Herrschaft
des Geldes. Geschichte und Systematik, 2009
Frank Deppe, em. Politologe an der Universität Marburg, Autor von: Politisches Denken
im Übergang ins 21. Jahrhundert. Rückfall in die Barbarei oder Geburt einer neuen
Weltordnung?, 2010
Thomas Dürmeier, Ökonom an der Universität Kassel, Autor von: Perspektiven auf die
Finanzkrise, 2010 (mit Christoph Scherrer und Bernd Overwien)
Andrea Grisold, Ökonomin an der Wirtschaftsuniversität Wien, Autorin von: Das Menschenbild
in der Ökonomie: Eine verschwiegene Voraussetzung, 2006 (mit Luise Gubitzer und
Reinhard Pirker)
Katrin Hirte, Sozialwissenschafterin an der Johannes Kepler Universität Linz, Herausgeberin
von: Krise? Welche Krise! Zur Problematik aktueller Krisendebatten, 2010
(mit Jürgen Nordmann und Walter Ötsch)
Olaf Jann, Politologe an der Universität Siegen und an der Universität Marburg, Autor von:
Zur Genealogie des politisch inszenierten Marktdiktats. Wissenspolitologischer
Forschungsansatz und Realanalyse, 2007
Roman Langer, Soziologe und Pädagoge an der Johannes Kepler Universität Linz, Autor von:
Warum tun die das? Governanceanalysen zum Steuerungshandeln in der Schulentwicklung,
2008
Horst Müller, Soziologe bei der Initiative für Praxisphilosophie und konkrete Wissenschaft,
Nürnberg. Herausgeber von: Die Übergangsgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Kritik,
Analytik, Alternativen, 2007
Jürgen Nordmann, Politologe an der Johannes Kepler Universität Linz, Autor von: Der lange
Marsch zum Neoliberalismus. Vom Roten Wien zum freien Markt – Popper und Hayek im
Diskurs, 2005
Walter Ötsch, Ökonom an der Johannes Kepler Universität Linz, Autor von: Mythos MARKT.
Marktradikale Propaganda und ökonomische Theorie, 2009
Reinhard Pirker, Ökonom an der Wirtschaftsuniversität Wien, Autor von: Theorie der
Firma – interdisziplinär, erscheint 2011 (mit Gertraude Mikl-Horke und Andreas Resch)
Jan Schlemermeyer, Politologe and der Universität Frankfurt, Autor von: Kritik der Politik als
Politikwissenschaft?, Aufsatz 2010
Claus Thomasberger, Ökonom an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin,
Herausgeber von: Der neoliberale Markt-Diskurs. Ursprünge, Geschichte, Wirkungen,
Marburg 2009 (mit Walter Otto Ötsch)
Stefanie Wöhl, Politologin and der Universität Wien, Herausgeberin von: Staat und Geschlecht.
Grundlagen und aktuelle Herausforderungen feministischer Staatstheorie, 2009 (mit Ludwig
Gundula und Birgit Sauer)