Demokratie! Welche Demokratie?
Postdemokratie kritisch hinterfragt
Termin: 1.12. – 2.12.2011
Ort: Linz im Wissensturm
Eine Veranstaltung u.a. mit Colin Crouch, Anton Pelinka und Bob Jessop
Weitere Informationen
Donnerstag, 1.12.2011
Wissensturm
19:00 Uhr: Eröffnung und Festvortrag
Eröffnung der Tagung durch Walter Ötsch, Eva Schobesberger (Stadt Linz), Johann Mayr (Stadt Linz) und Josef Moser (Arbeiterkammer
Oberösterreich)
Festvortrag mit Diskussion von Colin Crouch:
Postdemokratie und das Überleben des Neoliberalismus trotz der Krise
Koreferent: Anton Pelinka
anschließend Buffet
Freitag, Vormittag, 2.12.2011
Wissensturm
09:00 – 10:00 Uhr: Bob Jessop
Is democracy still the best possible political shell for capitalism?
Koreferent: Wolfram Elsner
Kaffeepause
10:30 – 11:30 Uhr: Arne Heise
Vom ‚Nationalen Keynesianischen Wohlfahrtstaat‘ zum ‚Globalen Nozickschen Minimalstaat‘ oder: Die Transformation der Gesellschaft in der Demokratie und einige offene Fragen
Koreferentin: Katrin Hirte
11:30 – 12:30 Uhr: Jürgen Nordmann
Die neoliberale Oligarchie. Zum aktuellen Verhältnis von Besitz und Macht in der Demokratie
Koreferent: Arne Heise
Mittagessen
Freitag, Nachmittag, 2.12.2011
Wissensturm
Session 1
14:00 – 15:00 Uhr: Ingolfur Blühdorn
Postdemokratische Wende: Was meint ein soziologisch starker Begriff von Postdemokratie und was kann er leisten?
Koreferentin: Marie Kajewski
15:00 – 16:00 Uhr: David Salomon
Der Bürger als Edelmann? Zur Kritik liberaler und postdemokratischer Konstitutionen des politischen Subjekts
Koreferentin: Katrin Hirte
Kaffeepause
16:30 – 17:30 Uhr: Marie Kajewski
Das unberührte Herz der Bürger. Wie erweckt man politische
Leidenschaft?
Koreferent: Jürgen Nordmann
Session 2
14:00 – 15:00 Uhr: Karin Fischer
Demokratisierung von oben: Von der neoliberalen Diktatur zur Markt-demokratie. Das Beispiel Chile.
Koreferent: Jürgen Nordmann
15:00 – 16:00 Uhr: Dario Azzellini
Von der repressiven Formaldemokratie zur partizipativen und
protagonistischen Demokratie – Venezuelas steiniger Transformations-prozess gegen Eliten, Markt und Neokolonialismus
Koreferent: Klaus Dörre
Kaffeepause
16:30 – 17:30 Uhr: Wolfgang Plaimer
Postdemokratie in Österreich? Am Beispiel von politischen
Entscheidungsprozessen
Koreferent: Walter Ötsch
Plenum
17:30 – 18:30 Uhr: Klaus Dörre
Neue Wirtschaftsdemokratie – ein Konzept gesellschaftlicher
Transformation
Chair: Walter Ötsch
Thematik der Tagung
Kurz vor seinem Tod im vergangenen Jahr mahnte der britische Zeithistoriker Tony Judt: „Wir sind zwar heute alle Demokraten“, aber: „Die demokratischen Institutionen sind degeneriert, vor allem durch die Macht des Geldes, und die Sprache der Politiker ist hohl und nichtssagend.“ (Judt, Dem Land geht es schlecht, München 2011, S. 116, S. 132). Seit Jahren steigt das Unbehagen an der real existierenden Demokratie. Sie wird zwar ideologisch und kriegerisch rund um den Globus exportiert, beschränkt sich aber in den Kernländern auf die turnusmäßige Wahlentscheidung zwischen Parteien, die sich zum Verwechseln ähneln. Colin Crouch (Postdemokratie, Frankfurt 2008) hat für diesen Befund den Begriff ‚Postdemokratie‘ geschaffen: Demokratie heute sei nur noch eine Hülle dessen, was Demokratie einst ausgemacht hat. Laut Crouch dominieren Experten und Pressure Groups die politischen Prozesse und demokratischen Institutionen. Das lasse sich in den Feldern Politik, Wissenschaft und Medien auf vielfältige Weise zeigen. Das Ergebnis sei immer das Gleiche: Über allem stehe die Macht der Wirtschafts-eliten.
Die Tagung will den Befund einer Postdemokratie nach Crouch bzw. der
Degeneration der Demokratie nach Judt kritisch hinterfragen.
· War die Demokratie des Wohlfahrtsstaates tatsächlich jener „demokratische Augenblick“ (Crouch), der sich einer Postdemokratie entgegensetzen lässt?
· Ist die Demokratie im Kapitalismus nicht immer ein Elitenprojekt gewesen, die Macht an Besitz bindet und wirtschaftliche Effektivität über die Partizipation Aller stellt?
· Sind Markt und Demokratie Gegensätze?
· Wie sieht die Beziehung zwischen Wirtschaft und Staat, zwischen Neoliberalismus und Demokratie heute aus?
· Ist die europäische Union ein postdemokratisches Gebilde?
· Wie könnte aus der gestutzten Demokratie im Neoliberalismus eine erneuerte Demokratie ohne Neoliberalismus werden?
In der Metadiskussion über die Lage der Demokratie ist auch zu klären, ob die Demokratie nach den einschneidenden Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte und der globalen Probleme der kommenden Jahrzehnte nicht die Legitimität eines neuen Gesellschaftsvertrages benötigt. Die spezifischen Fachdiskussionen drehen sich nicht zuletzt darum, wie in den Teilbereichen – vor allem in der Wirtschaft und in der Wissenschaft – und in den demokratischen
Institutionen Demokratie im Alltag so praktiziert werden kann, dass jeder unabhängig von
seinem Besitz eine Stimme hat und an Entscheidungen beteiligt wird. Daher die Frage:
Brauchen wir neue Konzepte einer Basisdemokratie?
Die Tagung versammelt ExpertInnen aus der Politologie, der Ökonomie und der Soziologie zu eine interdisziplinären Diskurs.
Wissenschaftliche Organisation: Katrin Hirte, Jürgen Nordmann und Walter Ötsch.
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Beigewum Maillist – Beigewum@wu-wien.ac.at
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