Termin: Donnerstag, 13. Juni 2013, 9.00 bis 17.30 Uhr und Freitag, 14. Juni 2013, 9.00 bis 12.30 Uhr
Veranstalter: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung und Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien (ZÖSS) am FB Sozialökonomie der Universität Hamburg
Anmeldung bis zum 1. Juni 2013 bei: christiane-borsch@boeckler.de
Programm
Donnerstag, 13. Juni
- 9.00 Uhr Wissenschaftliches Interesse und Leitfragen der Tagung
- 10.00 Uhr Arbeitskämpfe in der aufstrebenden Semi-Peripherie
Ravi Ahuja (Centre for Modern Indian Studies, Uni Göttingen) Informalisierung und Arbeitskämpfe in Indien
Daniel Fuchs (Universität Wien) Aktuelle Arbeitskämpfe in China - 13.00 Uhr Mittagspause
- 14.30 Uhr Arbeitskämpfe in den krisengeschüttelten Rändern der Euro-Zone – Kristin Carls (ZÖSS, Uni Hamburg)
Anna Curcio (Uninomade, Bologna) – Arbeitskämpfe und soziale Bewegungen in Italien
Dimitris Dalakoglou (University of Sussex) – Die Rolle der Arbeitskämpfe in den griechischen Krisenprotesten - Ende gegen 17.30 Uhr
Freitag, 14. Juni9.00 Uhr
- Arbeitskämpfe im »krisenfesten« Deutschland
Heiner Dribbusch (WSI, Düsseldorf) Tendenzen der Arbeitskampfentwicklung in Deutschland
Iris Nowak (Arbeit Gender Technik, TU Hamburg-Harburg) Handlungsfähigkeit und Konflikte im Pflegebereich
Richard Detje (VSA-Verlag, Hamburg) Krise ohne Konflikt? Empirische Befunde über das Krisenbewußtsein von ArbeiterInnen - 11.00 Uhr Abschlussdebatte
Einleitung: Nicole Mayer-Ahuja (ZÖSS, Uni Hamburg)
Peter Birke (ZÖSS)
Streik !? Annäherungen an den globalen Bedeutungswandel von Arbeitskämpfen
Das Terrain der Arbeitskämpfe verändert sich – sowohl in der aufstrebenden Semi-Peripherie als auch im krisengeschüttelten Europa. Mit dieser Tagung wollen wir aktuelle Tendenzen in Indien und China, Italien, Griechenland und Deutschland beleuchten. Von diesem weiten Fokus versprechen wir uns Einsichten in gleichzeitig-ungleichzeitige Entwicklungen und eine produktive Verunsicherung unseres lokalen Blickwinkels. Leitfragen der Tagung sind:
- Wo liegen die Schwerpunkte aktueller Arbeitskämpfe?
- Welche alltäglichen Konflikte werden in Streiks thematisiert?
- Welche Gruppen streiken, was sind Ursachen und Ergebnisse der Streiks?
- Verändert sich die gesellschaftliche Bedeutung der Arbeitskämpfe?
China und Indien bilden zwei Knotenpunkte global verteilter Wertschöpfungsketten. Sie sind Brennpunkte von Arbeitskämpfen, denen ein enormes, auch überregionales Stör-Potenzial innewohnt. Im Zuge der Informalisierung (Indien) bzw. des Ringens um die Durchsetzung elementarer ArbeiterInnenrechte (China) verändern sich diese Arbeitskämpfe drastisch. Dabei treten in einem für Europa unbekannten Umfang informell Beschäftigte und WanderarbeiterInnen als Arbeitskampfakteure in Erscheinung.
Auch in Griechenland und Italien gibt es einen Trend zur Prekarisierung und Informalisierung von Arbeit, der durch die Arbeitsmarkt- und Austeritätspolitiken im Zuge der Krise verstärkt wurde. In Griechenland hat es massive Krisenproteste gegeben, in denen sich soziale Kämpfe und Arbeitskämpfe verbunden haben, um Übergriffe der Sparpolitik abzuwehren. Während die griechischen Sozialbewegungen bisher erfolglos blieben, haben Streiks und Betriebsbesetzungen einzelner Gruppen (Metro, Krankenhäuser) spektakuläre Formen angenommen.
Dagegen sind die Krisenproteste in Italien (noch) ebenso wenig vernetzt und artikuliert wie im als Krisengewinner erscheinenden Deutschland. Aber selbst hier nehmen die Arbeitskämpfe wieder zu. Dabei treten bisher wenig arbeitskampferfahrene Beschäftigtengruppen in Aktion. Es kommt zu einer steigenden Sichtbarkeit dezentraler betrieblicher Konflikte. Daher liegt es auch in Deutschland nahe, nach einem Zusammenhang zwischen der Informalisierung, Prekarisierung der Arbeit und neuen Formen von Arbeitskämpfen zu fragen.
Wir erwarten von dieser Tagung zum einen Erkenntnisse über regionale Konfliktkonstellationen, die Einfluss auf den Verlauf der anhaltenden Krise im globalen Maßstab haben dürften. Zum anderen geht es uns um eine übergreifende Diskussion sich verändernder Konfliktbedingungen und um die Formulierung neuer Fragen.