2013 – ein entscheidendes Jahr für Ungarns Gewerkschaften

von Szilvia Leisser

2013 werden genau 25 Jahre vergangen sein, dass die parteistaatliche Einheitsgewerkschaft zu erodieren begann und neue Gewerkschaften sich als authentische Interessenvertretungen formierten. Wird das Jahr am Ende auch die seither zersplitterte Gewerkschaftsbewegung verändern – und in welche Richtung?

Erneuerung der Gewerkschaften-Wunschvorstellung oder doch konkrete Absicht?

Wie bereits erwähnt ist der Ruf nach mehr Zusammenhalt und stärkerer Integration der ungarischen Gewerkschaften keineswegs neu. Aber es fällt schon auf, dass er gerade jetzt wieder von Repräsentanten fast aller Gewerkschaftskonföderationen unüberhörbar erhoben wird. Sie spüren inzwischen wohl deutlicher als jemals zuvor nach der Wende, dass unter der nationalkonservativen Regierung Viktor Orbán bereits nach kurzer Zeit durch eine Serie einschränkender gesetzlicher Maßnahmen der Spielraum gewerkschaftlichen Interessenschutzes enger geworden ist.

Szilivia Leisser zitiert in ihrem Artikel “ Ausführungen von Rainer Girndt für die Friedrich – Ebert – Stiftung“.

Gleichzeitig hat sich der gewerkschaftliche Organisationsgrad nach dem Systemwechsel ständig verringert. Branchenorganisationen mit einer Mitgliedschaft von 20 000 oder 30 000 ArbeitnehmerInnen  zählen heute schon zu den größten ihrer Art und sie kommen auch nicht gerade häufig vor. Zudem decken sie die von ihnen vertretenen Sektoren nur lückenhaft ab.

Zu alldem gesellt sich noch „ein –verzeihen Sie bitte diesen Ausdruck- idiotischer gewerkschaftlicher Pluralismus“, der sich in Ungarn nach der Wende herausgebildet hat, „wo in einem Unternehmen gegenüber einem Arbeitgeber 8 bis 10 Gewerkschaften  getrennt auftreten“,

kritisiert MSZOSZ- Vorsitzender Péter Pataky das Gewerkschaftsmodell seines Landes und nimmt davon seine eigene Konföderation nicht aus. Immer noch leistet sich diese „unverständlicherweise 36 Mitgliedsgewerkschaften“, während anderswo in Europa traditionsreiche Gewerkschaften aus Einsicht in die Notwendigkeit ihre Eigenständigkeit aufgeben und sich in branchenübergreifende Blöcke integrieren, um einen höheren Grad an Effizienz und Stärke zu demonstrieren. Ganz richtig erkennt Pataky, dass die beschworene Erneuerung der ungarischen Gewerkschaftsbewegung genau an diesem Punkt – auf betrieblicher und Branchenebene nämlich – ansetzen müsste, um die „zersplitterte, uneffiziente, ökonomisch schlechte, persönliche und Gruppeninteressen aufrechterhaltende Struktur zu verändern.“

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