Vergleich der SV-Träger zu anderen Ländern

DruckBei einem der letzten Seminare tauchte die Frage auf

Wie viele Sozialversicherungsträger gibt es in anderen Ländern?

Christoph Sykora war so nett und hat sich dieser Frage angenommen und seine Rechercheergebnisse unseren BR-Innen zur Verfügung gestellt.

Österreich hat im internationalen Vergleich eine eher geringere Zahl an SV-Trägern. Die österreichischen SV-Träger verfügen mit dem Hauptverband der SV-Träger über eine Koordinierungs- und Steuerungsinstitution, wo bereits jetzt wichtige Funktionen (etwa IT, Beschaffung) zentralisiert wurden. Insoferne glaube ich nicht, dass durch Fusionen im größeren Stil oder gar durch eine Zusammenlegung zu einem einzigen SV-Träger Einsparungen zu erzielen wären, ganz im Gegenteil.

Das SV-System das am direktesten mit uns vergleichbar ist, ist jenes in Deutschland, weil es aus der selben sogenannten „Bismarckschen“ Tradition stammt:
In Deutschland gibt es 550 öffentlich-rechtliche Träger (Krankenkassen, Innungskassen, Berufsgenossenschaften, Rentenversicherungsträger, etc.), die durch Selbstverwaltungsorgane gesteuert werden. Im Vergleich zu Österreich ist das gemessen an der Gesamtbevölkerung (ca. 1:10) deutlich mehr. http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialversicherung_(Deutschland)
In der Schweiz gibt es 69 zugelassene private Krankenversicherungen, welche die obligatorische Krankenversicherung anbieten. Diese Krankenversicherung muss selektionslos jeder Person angeboten werden. Die Rentenversicherung ist über die obligatorische Alters- und Hinterlassenschaftsversicherung organisiert. Zwei Bereiche (Überwachung der einheitlichen Anwendung der gesetzlichen Vorschriften, Gesamtbuchhaltung) sind zentral organisiert, alles andere wird von über 100 (!) sogenannten Ausgleichskassen abgewickelt. http://de.wikipedia.org/wiki/Alters-_und_Hinterlassenenversicherung#Organisation
In vielen Ländern, in denen das Gesundheitssystem staatlich organisiert ist, erfolgt die Verwaltung auf mehreren Ebenen. In Italien z.B. gibt es 3 Ebenen. Im Bereich der Krankenversicherung ist die unterste Ebene stark dezentralisiert und wird von 200 Unitare Sanitarie Lokale (USL) verwaltet. http://www.ess-europe.de/europa/kvsys_italien.htm
Die heutige Struktur der österreichischen Sozialversicherung ist übrigens Ergebnis eines langjährigen Prozesses, in dem es immer wieder zu Fusionen kam, in der Regel dann, wenn die Versichertengemeinschaft einfach zu klein wurde.

 

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Hintergrundinfos und verschlagwortet mit , von Werner Drizhal. Permanenter Link zum Eintrag.

Über Werner Drizhal

Den Lehrberuf "Elektromechaniker für Starkstrom" in der AMAG-Ranshofen erlernt. Als Jugendvertrauensratsvorsitzenden zum ÖGB-Oberösterreich als Jugendsekretär gewechselt. Nach Absolvierung der Sozialakademie als ÖGB-Bezirkssekretär für Linz-Land gearbeitet. 1996 bis 1999 Mitglied eines OE-Teams der ÖGB-Zentrale, wo ich mich mit Organisationsentwicklung der ÖGB-Bezirkssekretariate und Mitwirkungsfragen von FunktionärInnen in der Gremienarbeit beschäftigte. 1999 in die ÖGB-Zentrale als Personalentwickler gewechselt. Hauptverantwortlich für die Einführung von MitarbeiterInnengesprächen im ÖGB. Umsetzung von professionellen Personalinstrumenten in der ÖGB-Zentrale. Ausbildung in systemischen Coaching und Erlebnispädagogik absolviert. 2007 Wechsel in die Bildungsabteilung der GPA-djp. Zur Zeit Leiter des Geschäftsbereichs Bildung - Gewerkschafts- und Personalentwicklung in der GPA-djp.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert