NEIN zum 12-Stunden-Tag

Zurück ins 19. Jahrhundert? Nein zum 12-Stunden-Tag!

Wer über Zeit verfügt, herrscht! Wer an den Schrauben der Arbeitszeit dreht bestimmt über Gesundheit, Freizeit und Einkommen der arbeitenden Menschen. Der überwiegende Großteil der Menschen ist auf Erwerbsarbeit angewiesen, um sein Leben absichern und gestalten zu können. Entsprechend wird Arbeitszeit für Geld eingetauscht. Deshalb war es immer das Bestreben der Arbeitnehmerinnen, Arbeitszeit möglichst zu begrenzen, um Zeit für Familie, Sport, Vereinstätigkeiten, Kultur usw. oder einfach nur Muße zu haben. Und gleichzeitig war es den Arbeiterinnen und Arbeitern immer ein Anliegen, für die Zeit, die sie in der Arbeit verbringen, gute Entlohnung zu erhalten. Immer wieder ist es gelungen, Arbeitszeitregelungen und auch Arbeitszeitverkürzungen politisch zu erkämpfen und damit gesetzlich zu verankern.

Grafik: Welt der Arbeit

„Im 18. Jahrhundert griff der Staat mit dem Verbot von Kinderarbeit erstmals regulativ in die Arbeitsverhältnisse seiner Untertanen ein und machte damit die Lohnarbeiter zum Objekt staatlicher Politik. Davon war auch die Arbeitszeit betroffen. 1885 wurde der elfstündige Maximalarbeitstag in Fabriken eingeführt. Es war der Auftakt einer langen Erfolgsgeschichte der Arbeitszeitverkürzung, deren Meilensteine die Einführung der 48-Stunden-Woche 1919, jene der 40-Stunden-Woche 1975 und die stufenweise Ausweitung des Urlaubsanspruches auf fünf Wochen bis 1986 waren.“ (Franz Astleitner: Der Zwölf-Stunden-Arbeitstag – zurück ins 19. Jahrhundert? Wiener Zeitung 20.02.2017.)

Die Bundesregierung hat am 14.6.2018 einen Initiativantrag zur Änderung des Arbeitszeitgesetzes und des Arbeitsruhegesetzes vorgelegt. Was darin als Arbeitszeitflexibilisierung bezeichnet wird, bedeutet in der betrieblichen Praxis nicht nur die Einführung des 12-Stunden-Tages, sondern bringt für ArbeitnehmerInnen eine Vielzahl von finanziellen und gesundheitsbezogenen Verschlechterungen. „Während bis dato maximal zehn Stunden am Tag gearbeitet werden darf, dürfen künftig auch eine 11. und 12. Stunde (als Überstunde) angeordnet werden. Anstatt 50 Stunden in der Woche, darf der Arbeitgeber 60 Stunden Arbeit verlangen.“ (Susi Haslinger: 12-Stunden-Tag – Mit Vollgas hundert Jahre zurück…, A&W-Blog 15.06.2018.)

Die Märchen der Industriellenvereinigung 

„Die Industriellenvereinigung zeichnet ein völlig falsches Bild, wonach die Arbeitszeiten in Österreich extrem restriktiv geregelt sind. In ihrem Forderungsprogramm ‚Österreich kann Mehr!‘ vom letzten Jahr behauptet die IV, dass Österreich ‚im europäischen Vergleich ein nicht mehr zeitgemäßes und zu restriktives Arbeitszeitrecht‘ habe.“ (David Mum: Ländervergleich: ÖsterreicherInnen arbeiten schon jetzt länger als andere, A&W-Blog 19.06.2018.) Doch Fakt ist erstens, dass in „den letzten Jahrzehnten […] in Österreich die Anzahl der Arbeitszeitoptionen rapide gewachsen [ist]. Seit Ende der 1990er wurden große Flexibilisierungsschritte vorgenommen, wobei die genaue Ausgestaltung auf betrieblicher Ebene erfolgt“ (Beirat für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen: Arbeitszeit: Verkürzung statt Flexibilisierung, Factsheet II, September 2017, PDF.) und zweitens, dass „die effektive Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten [in Österreich] weitaus höher als die vereinbarte Normalarbeitszeit. Grund sind eine Vielzahl von Überstunden und Mehrarbeit. Wir haben die drittlängsten Arbeitszeiten in der EU und liegen mit 41,4 Stunden um 3,6 Stunden pro Woche weit über Dänemark!“ (David Mum: Ländervergleich: ÖsterreicherInnen arbeiten schon jetzt länger als andere, A&W-Blog 19.06.2018.)

Gewerkschaftlicher Widerstand gegen den Raubbau an ArbeitnehmerInnen

„Die von der Regierung vorgelegten Regelungen zur Arbeitszeit würden die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr viel kosten: Freizeit, Geld und Gesundheit. Gegen diesen Raubzug mobilisieren ÖGB und Gewerkschaften ab sofort“ (Wolfgang Katzian). Es kann nicht angehen, dass die Industrie bestellt und die Regierung auf dem Rücken der arbeitenden Menschen Profitinteressen bedient.

ÖGB und Gewerkschaften haben daher Gegenmaßnahmen eingeleitet.

NEIN zum 12-Stunden-Tag: Demo am 30. Juni in Wien

Freunde und Freundinnen einladen und am wichtigsten: hinkommen, live dabei sein und lautstark gegen den 12-Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche auftreten! Wir sind bereit!

Betriebsrätekonferenzen und Betriebsversammlungen

Zwischen 21. und 26.06. finden in allen Bundesländern Betriebsrätekonferenzen statt (Überblick über die Termine hier). Ebenfalls auf Hochtouren laufen die Vorbereitungen für Betriebsversammlungen in ganz Österreich.

Sollte der Entwurf der Regierung am 5. Juli trotzdem in dieser Form beschlossen werden, wird es weitere Aktionen geben.

„Wer hat an der Uhr gedreht? Arbeiten von früh bis spät…“

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