Der gläserne Mensch – unsere Daten als Macht- und Wirtschaftsfaktor (Doku)

Das Seminar zu unseren Daten als Macht- und Wirtschaftsfaktor ist mittlerweile nicht mehr aus dem Bildungsprogramm der GPA-djp Bildungsabteilung wegzudenken. Es ist erklärtes Ziel der GPA-djp, die Entwicklungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung mitzugestalten. Der Untertitel dieses Seminars gibt diesbezüglich die Richtung vor, worum es geht: Datenschutz und Mitbestimmung in Zeiten von Facebook und Digitalisierung – im Seminar, als Betriebsrat und sowieso generell immer und überall. Bildung ist hier ein wichtiger Schlüssel, um zu sensibilisieren, aufzuklären und Wissen und Handlungskompetenz in einer zunehmen von Algorithmen und Datenverarbeitsungssystemen geprägten Welt zu erweitern – kurz, um den Alltagsverstand kritisch zu erneuern.

In der breiten Palette der Bildungsabteilung zu den Themen Datenschutz und Digitalisierung – mit dem Grundlagenseminar zu betrieblichem Datenschutz, dem praktischen Datenschutz am PC-Workshop, den spezialisierten Angebot z.B. zu SAP oder der EU-DSGVO – übernimmt das „Gläserner Mensch“-Seminar die Rolle, in der Tradition politischer Bildung das große Ganze in den Blick zu nehmen.

Reflexion zum Prozess der Digitalisierung in unseren Betrieben

Was macht die digitale Revolution eigentlich aus? Wie wird der Prozess der Digitalisierung von gesellschaftlichen Machtverhältnissen gestaltet. Welche Interessenslagen stecken hinter Begriffen, Strategien und Umwälzungen.

Digitalisierung als Begriff ist seit vier bis fünf Jahren in aller Munde. Dass Betriebsräte allerdings schon viel länger mit dem Prozess der Digitalisierung zu tun haben, das wurde im Seminar schon mit der Eröffnung klar. Es ging um individuelle Erinnerungen an die ersten digitalen Geräte und Kommunikationsmittel der TeilnehmerInnen. Der kollektive Erfahrungsschatz reicht locker in die 1980er zurück.

Der Blick in die Vergangenheit gibt Rückhalt für die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Betriebsräte haben sich schon vor Jahrzehnten mit immer wieder neuen technischen System auseinandersetzen müssen. Sie haben Technikfolgen abzuschätzen gelernt. Sie haben den spezifischen Einsatz der Systeme in den Betrieben auf Basis der Mitbestimmung geregelt. Darum werden sie es auch in Zukunft weiter tun, egal ob die Begriffe der Stunde nun „Industrie 4.0“, „künstliche Intelligenz“ oder „sharing economy“ heißen.

Begriffe werden kritisch beleuchtet. Was meint der Begriff. Wer hat ihn etabliert. Zu welchem Zweck.

Mit der ersten Präsentation nach den kommunikativen Workshop-Elementen des Einstiegs präsentierte Wolfie Christl seinen Abriss der gegenwärtigen Entwicklungen. Im Sinne der Technikfolgenabschätzung wurde dabei das dystopische Potenzial immer mit bedacht (Dystopie = düsteres bzw. pessimistisches Zukunftsszenario, Gegenteil von Utopie). Welche negativen Auswirkungen sind konkret absehbar, wenn wir uns gesellschaftlich und im Betrieb nicht in den Prozess der Digitalisierung einbringen.

Der Powerpoint-Präsentation folgte eine vertiefte Diskussion, welche Strukturlogiken die Digitalisierung tragen und welche Strukturlogiken aus dem Prozess der Digitalisierung erwachsen. Was bedeuten sie außerdem für die unterschiedlichen Dimensionen Gesellschaft, Familie, Betrieb, Arbeit, Konsum, Gesundheit, Bildung usw.?

Was leitet ein Management an, neue technische Systeme einzuführen bzw. einführen zu wollen? Welche Interessen hat eine Geschäftsführung, welche Interessen die H&R, welche die IT-Abteilung und wo kommen die Interessen der Hard- & Softwarebranchen ins Spiel.

Der erste Tag voller Inputs brachte schließlich noch eine zweite umfangreiche Powerpoint-Präsentation, diesmal mit einem umfassenden Streifzug durch die Geschichte der Überwachungstechniken und des Widerstands gegen Überwachung.

Stand am ersten Tag der größere Überblick und das grundlegende Verständnis im Vordergrund, wurde der Fokus am zweiten Tag mehr auf konkrete Auswirkungen und Handlungsoptionen gelegt. Es ging um Arbeitsweisen der Datenhandelsbranche, um Beispiele von Überwachungstools am Markt und darum, was wir praktisch und konkret tun können.

Was tun?

Im Vergleich zum ersten Tag brachte der zweite zudem eine deutlichere Konzentration auf die betriebliche Ebene. Die Frage, „was tun?“ hat viele Dimensionen. Im Seminar werden einige dieser Dimensionen angesprochen:

  • Was können wir als BürgerInnen gegen staatliche Überwachung tun?
  • Was können wir als KundInnen gegen die Datensammelwut der Unternehmen und die mißbräuchliche Verwendung unserer Daten tun?
  • Was können und müssen wir als BetriebsrätInnen gegen unverhältnismäßige Sammlung und Auswertung von MItarbeiterInnendaten, überschießende Kontrollmaßnahmen im Betrieb und für die gute Regelung des Einsatzes technischer Systeme tun?

Unterstützung bietet dabei die Abteilung Arbeit&Technik der GPA-djp, die in diesem Durchgang des Seminars durch Clara Fritsch vorgestellt und repräsentiert wurde.

Clara Fritsch von der Arbeit&Technik zu Besuch im Seminar.

Link:

Weitere Materalien zum Seminar und detailierter Seminarüberblick im BlogHandbuch der GPA-djp Bildungsabteilung.

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